Donnerstag, 18. Juli 2013

etwas Altes, etwas Neues, und beides war Blau

Mr. Right ist auf Urlaub; mit "Ihr",...der Freundin. Da kommt arbeitstechnisch natürlich nur wenig Motivation auf.
Der gute Freund ist auf Familienbesuch im Ausland und kommt auch erst nächste Woche wieder, und der Lover hat Zahnschmerzen und einen neuen Job.
Da musste ich die Zeit des Anheizers ein wenig überbeanspruchen.



Also musste für Unterhaltung gesorgt werden. Ich trommelte die Boyz zusammen und wir waren Abendessen. Eine durch und durch männliche Runde -Amerikaner, Serben, Iren und Österreicher- wo über Arbeit, Whiskey und Weiber philosophiert wird und dabei fette Zigarren gepafft werden. Dass ich ein Mädchen bin fällt in so einer Runde nicht auf, denn ich kann in allen Punkten mit meinen Jungs mithalten. Nach einem reichhaltigen Abendessen in einem gut bürgerlichen Wiener Gasthaus und einem Cocktail in einer stylishen Cocktailbar checkten wir schließlich in unserem liebsten Irish Pub ein, und ließen den Abend ausklingen. Überraschender Weise kamen ein paar Girlz aus meiner Vergangenheit ins Pub um mich zu besuchen. Wahnsinn, war ich überrascht.
Meine Bestrebungen die Mädelsrunde mit den Boyz bekannt zu machen war leider von mäßigem Erfolg gekrönt. Es scheint als ob mein altes Leben mit meinem neuen nicht ganz kompatibel wäre, denn irgendwie hatten sich die Girlz aus dem Vorort und die Boyz aus der Stadt nicht viel zu sagen,...und wenn man den erheblichem Alkoholkonsum dabei beachtet, dann ist das durchaus Besorgnis erregend. Immerhin waren das Menschen die mich sehr gut kannten und mochten, und Menschen die mich jetzt sehr gut kennen und mögen. Folglich muss sich an mir einiges geändert haben. Aber was?

Ich fürchte mir selbst kann ich diese Frage nicht objektiv genug beantworten. 
Da stand ich nun zwischen den Fronten,...denn es war ernsthaft bedenklich...die Mädels und die Burschen standen mit einigen Meter Sicherheitsabstand voneinander entfernt im Innenhof und vermieden möglichst jeden Blickkontakt. Einzig der Anheizer gab sich wirklich Mühe zu vermitteln; in erster Linie wollte er mir wohl einen Gefallen damit machen aber es liegt gewiss auch an seiner sozialen Ader. Ich muss erwähnen dass der Aufheizer auch noch ein wirklich attraktiver junger Mann ist, und wenn der bei den jungen Mädels keinen Meter macht dann hats da was.
Vielleicht liegt es an der international sehr variationsreichen Männerrunde in deren Gesellschaft ich mich befand; viel größer ist jedoch die Wahrscheinlichkeit dass es an der Unaufgeschlossenheit der Vorstadt lag in der ich auch einst aufwuchs. Und vielleicht musste ich diesen Weg auch einst gehen um schließlich diesen wunderbaren Freundeskreis zu finden, der mich jetzt umgibt?

Ich werde auf jeden Fall weiter vermitteln und einen Kompromiss finden, denn ich denke nicht dass ich mich zwischen dem  gediegenen Alten oder dem aufregenden Neuen entscheiden muss.

Dienstag, 9. Juli 2013

Der vierte Mann

Kurzfristig schien das Sommerprojekt tatsächlich zum scheitern verurteilt. Der gute Freund der zum Lover wurde, der Anheizer im Urlaub und der Lover der zum Freund wurde...irgendwie wurde die Rollenverteilung total durcheinandergewürfelt.

Der Lover bleibt nur solange der Lover, solange man ihn nicht täglich sieht...sonst nennt sich das Beziehung; und das wollte ich ja möglichst vermeiden. Wenn man soviel Zeit miteinander verbringt, dann fängt man an am Leben des anderen teilzunehmen. Die Gespräche um Job, Freunde und Freizeitaktivitäten werden immer intensiver und ehe man sich versieht weiss man schon die Namen und Stellung der jeweiligen Eltern und redet über was die Zukunft wohl bringen mag. Und für die meisten Frauen ist das wohl eine ganz natürliche Sache...so beginnen viele Geschichten die ein happy ending haben,...nicht jedoch meine.




Denn bis jetzt hab ich einen Hauptakteur noch nicht erwähnt...der Richtige: Mr. Right. Es gibt ihn tatsächlich...den Einen von dem man schon als kleines Mädchen träumt. Aber leider hab ich mir auf dem Weg zu Mr. Right ein bissi zu viel Zeit gelassen und bin etwas zu spät dran. Ein anderes Mädchen war so klug und hat ihn schon gepflückt.
Und wie kann ich dann mit dem Lover,...oder irgendwem anderen in irgendeine Art von Beziehung steuern wenn doch das Herz bei Mr. Right ist...und ich den auch noch fast täglich sehe?

Also zurück zum Lover. Im beidseitigen Einverständnis haben wir uns entschlossen eine Pause einzulegen. In dieser Nacht, in der ich ihm in einem überschwänglichen Partyrausch offenbarte dass es wohl besser sei eine Zeitlang eine gewisse Distanz zu wahren, und dachte er habe es nicht so ganz verstanden,...naja, da schien ich mich getäuscht zu haben. Wir hatten jetzt fast eine Woche lang Pause. Das muss reichen. Schließlich bin ich jung und ungeduldig, und eine Woche ist fast eine Ewigkeit. Es ist ja alles eine Frage der Relativität: eine Woche ohne High Heels geht irgendwie...mehr schlecht als recht,...aber es geht; eine Woche ohne Handy...unfassbar schwierig; und eine Woche ohne ...? Ich bin halt auch nur ein Mensch.

Der Freund übernahm letzte Woche auch die "freie"zeit vom Aufheizer, da dieser im Urlaub war. Dadurch wurde auch bei uns alles intensiver. Und die heißen Sommernächte in der Stadt sind so verführerisch. Alles duftet nach Sonnencreme und Erdbeereis und irgendwie missdeutet der Verstand die Vertrautheit die zwischen zwei Freunden herrscht...und dann: eine unschuldige Umarmung,...dann ein Kuss...und dann: das Chaos. Denn was geschehen ist fühlt sich nach genau dem an was passiert ist: Zuneigung und Vertrauen. Nicht mehr,...aber auch nicht weniger. Wenn ich  dann um halb eins morgens im Taxi am Weg zum Lover saß und noch das After-Shave vom Freund an mir roch fühlet ich mich trotzdem schuldig. In solchen Momenten wünsche ich mir dass das Gewissen einen on/off Schalter hätte. Denn der einzige an dem ich in diesem Taxi in diesem Moment am Weg vom Freund zum Lover dachte war Mr. Right.